Gesellschaft für Epilepsieforschung e.V.Gesellschaft für Epilepsieforschung e.V.

Neue Medikamente

Studien zur Wirksamkeit und Verträglichkeit neuer Medikamente

Für die Behandlung von Epilepsiepatienten steht heute eine Reihe wirksamer Antiepileptika zur Verfügung. Dennoch sind viele Patienten, die sich an das Epilepsie-Zentrum wenden, mit den gegenwärtigen Antiepileptika nicht optimal behandelt. So kommt es weiterhin zu Anfällen oder die Medikamente zeigen Nebenwirkungen. Hier sind noch viele Fragen offen – und die Pharmakotherapie der Epilepsien bedarf einer kritischen Überprüfung im Sinne der evidenzbasierten Medizin. Deshalb beteiligt sich das Epilepsie-Zentrum an multizentrischen, nationalen und internationalen Studien zu „neuen“ Antiepileptika. Diese werden jeweils nach intensiver Abwägung der potentiellen Risiken und des möglichen Nutzens für den Patienten durchgeführt.


Untersuchung neuer Antiepileptika

In den letzten Jahren hat sich das Epilepsie-Zentrum an der Untersuchung z.B. folgender neuer Antiepileptika beteiligt:

  • Levetiracetam
  • BGG492
  • Brivaracetam
  • Retigabin
  • Lacosamid
  • Perampanel

Ebenso wurden prüferinitiierte Studien z. B. zu Levetiracetam und Pregabalin durchgeführt.

Studie zur Pregabalin-Einnahme

Studie zur Pregabalin-Einnahme

Von den Patienten aus der Klinik Mara, die auf Pregabalin eingestellt worden waren, nahmen nach einem Jahr nur noch rund 40% das Pregabalin weiter ein (Brandt et al. 2009). Hierbei ist allerdings zu beachten, dass die Patienten im Durchschnitt bereits mit acht verschiedenen Antiepileptika erfolglos behandelt worden waren. In einer aktuellen Studie untersuchen wir, ob das Prebagalin insbesondere bei Epilepsie-Patienten mit Angststörungen sowohl im Hinblick auf die Anfälle als auch im Hinblick auf die Angststörungen wirksam ist.

Literatur (Auswahl):

Hagemann A, Brandt, C., Nieder, E., Witte-Bölt, K., Pohlmann-Eden, P., Elger, C.E., Tergau, F., Schulze-Bonhage, A., Straub, H.-B., Arnold, S., May,T.W. (2012) Quality of life, anxiety and depression in adult patients after add-on of levetiracetam and conversion to levetiracetam monotherapy. Epilepsy Research (Epub Date 2012/09/11).
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22959715

Brandt C, May TW, Pohlmann-Eden B, Nieder E, Elsner H, Witte-Boelt K, Schuermann I, Ebner A. (2009) Retention rate of pregabalin in drug-resistant epilepsy: 1-year follow-up, single-centre observation in 105 consecutive, adult patients. Seizure 18:634-638.
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19674920

Opp J, Tuxhorn I, May T, Kluger G, Wiemer-Kruel A, Kurlemann G, Gross-Selbeck G, Rating D, Brandl U, Bettendorf U, Hartel C, Korn-Merker E. (2005) Levetiracetam in children with refractory epilepsy: a multicenter open label study in Germany. Seizure 14:476-484.
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16182573


Untersuchungen zur Pharmakoresistenz

Etwa 30 % der Patienten mit Epilepsie scheinen pharmakoresistent zu sein, das heißt die verfügbaren Antiepileptika können nicht verhindern, dass die Patienten weiterhin Anfälle bekommen. Deshalb ist es wichtig, die Ursachen und Mechanismen der Pharmakoresistenz sowie die Prädiktoren für das Responderverhalten zu untersuchen. Hierzu wurden in Zusammenarbeit mit der Universität Münster Forschungsprojekte zur Verteilung von Antiepileptika und Neurotransmittern im epileptogenen Cortex mit dem Verfahren der intraoperativen Mikrodialyse durchgeführt.

Dr. Erwin Speckmann und Dr. Rambeck im Labor

Arbeit im Pharmakologischen Labor

Prof. Dr. Erwin Speckmann (Universität Münster) und Dr. Bernhard Rambeck bei der Aufarbeitung von Proben aus der intraoperativen Mikrodialyse.

Literatur (Auswahl):

Rambeck B, Jürgens UH, May TW, Pannek HW, Behne F, Ebner A, Gorji A, Straub H, Speckmann EJ, Pohlmann-Eden B, Loscher W. (2006) Comparison of brain extracellular fluid, brain tissue, cerebrospinal fluid, and serum concentrations of antiepileptic drugs measured intraoperatively in patients with intractable epilepsy. Epilepsia 47:681-694.

www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16650134


Untersuchungen zur Pharmakokinetik und Interaktionen von Antiepileptika

Für die optimale Dosierung eines Antiepileptkums müssen seine speziellen pharmakokinetischen Eigenschaften sowie seine potentielle Interaktion mit anderen Substanzen berücksichtigt werden. In den letzten 30 Jahren hat das Pharmakologische Labor Studien zur Pharmakokinetik und Interaktionen von fast allen Antiepileptika durchgeführt. In den aktuellen Studien standen die „Orphan Drugs“ Rufinamid und Stiripentol im Mittelpunkt. „Orphan drugs“ sind Medikamente, die bei seltenen und schweren Erkrankungen eingesetzt werden.  

Beispiel: Stiripentol-Konzentrationen im Blut

Stiripentol-Konzentration im Blut


Jüngere Kinder weisen deutlich niedrigere Stiripentol-Konzentrationen im Blut auf als ältere Kinder bei vergleichbarer Dosis pro Körpergewicht (siehe May et al. 2012).

Literatur (Auswahl):

May TW, Boor R, Mayer T, Jürgens U, Rambeck B, Holert N, Korn-Merker E, Brandt C. (2012) Concentrations of stiripentol in children and adults with epilepsy: the influence of dose, age, and comedication. Ther Drug Monit 34:390-397.
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22743350

May TW, Boor R, Rambeck B, Jürgens U, Korn-Merker E, Brandt C. (2011) Serum concentrations of rufinamide in children and adults with epilepsy: the influence of dose, age, and comedication. Ther Drug Monit 33:214-221.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21383651

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