Gesellschaft für Epilepsieforschung e.V.Gesellschaft für Epilepsieforschung e.V.

Psychosoziale und psychiatrische Aspekte

Die Lebensqualität von Epilepsiepatienten wird durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst. Im Rahmen unserer Forschungstätigkeit untersuchen wir deshalb auch eine Vielzahl psychosozialer, neuropsychologischer und psychiatrischer Aspekte, die mit Epilepsieerkrankungen in Verbindung stehen. Auf Basis der Forschungsergebnisse lassen sich ergänzende Therapieangebote für Epilepsiepatienten entwickeln. 


Untersuchungen zur Lebensqualität

Im Rahmen von Antiepileptika-Studien und bei der Epilepsiechirurgie stellt sich häufig die Frage, inwieweit die Lebensqualität der Patienten verbessert werden kann. Vor diesem Hintergrund wurden verschiedene Determinanten der Lebensqualität untersucht, zum Beispiel Anfallshäufigkeit, Nebenwirkungen von Antiepileptika und psychiatrische Komorbidität (Depression und Ängstlichkeit) bei operierten und nicht operierten Patienten. Ferner sind auch geschlechtsspezifische als auch altersspezifische Aspekte zu berücksichtigen.

Die Untersuchungen zur Lebensqualität setzen geeignete Instrumente voraus. Dazu haben wir spezielle Fragebögen (PESOS, FENAT) entwickelt oder validiert, die wir Ihnen gern zum Download bereitstellen.


Lebensqualität operierter und nichtoperierter Patienten

Diagramm: Lebensqualität operierter und nichtoperierter Patienten

Die Lebensqualität von Patienten, die wegen einer Temporallappen-Epilepsie (TLE) oder extratemporaler Epilepsie operiert worden waren, war deutlich höher im Vergleich zu Patienten, bei denen  keine Operation möglich war oder die eine Operation abgelehnt hatten.

Die Abbildung zeigt die Lebensqualität (QOLIE-31-Gesamtscore; hohe Werte = hohe Lebensqualität)  bei operierten Patienten mit Temporallappen-Epilepsie (TLE) und bei Patienten mit extratemporaler Epilepsie nach der Operation und bei Patienten, bei denen keine Operation möglich war oder die diese ablehnten (siehe Elsharkawy al. 2012).


Geschlechts- und altersspezifische Aspekte der Lebensqualität

Diagramm: Aspekte der Lebensqualität

Im Zusammenhang mit Studien zur Lebensqualität von Menschen mit Epilepsie haben wir auch alters- und geschlechtsspezifische Aspekte untersucht. In Abhängigkeit vom Alter des Patienten und des Beginns seiner Epilepsie werden die einzelnen Aspekte der Lebensqualität unterschiedlich stark beeinträchtigt. So fühlen sich z.B. jüngere Menschen durch ihre Epilepsie in vielen Bereichen (z.B.  Berufstätigkeit, Autofahren, Familie, Partnerschaft) stärker beeinträchtigt als Menschen mit einer Altersepilepsie (Beginn der Epilepsie nach dem 65. Lebensjahr).

Auch die epilepsiespezifischen Ängste sind unterschiedlich stark ausgeprägt. Ältere Patienten (älter als 65 Jahre) mit einer langen Erkrankungsdauer geben z.B. stärkere Ängste vor Diskriminierung und Zurückweisung an als Patienten mit einer Altersepilepsie oder jüngere Patienten.

Im Zusammenhang mit Studien zur Lebensqualität von Menschen mit Epilepsie haben wir auch alters- und geschlechtsspezifische Aspekte untersucht. In Abhängigkeit vom Alter des Patienten und des Beginns seiner Epilepsie werden die einzelnen Aspekte der Lebensqualität unterschiedlich stark beeinträchtigt. So fühlen sich z.B. jüngere Menschen durch ihre Epilepsie in vielen Bereichen (z.B.  Berufstätigkeit, Autofahren, Familie, Partnerschaft) stärker beeinträchtigt als Menschen mit einer Altersepilepsie (Beginn der Epilepsie nach dem 65. Lebensjahr).

Auch die epilepsiespezifischen Ängste sind unterschiedlich stark ausgeprägt. Ältere Patienten (älter als 65 Jahre) mit einer langen Erkrankungsdauer geben z.B. stärkere Ängste vor Diskriminierung und Zurückweisung an als Patienten mit einer Altersepilepsie oder jüngere Patienten.

Eine Studie bei Frauen mit Epilepsie verdeutlicht exemplarisch deren Ängste und Bedenken, die Frauen mit Epilepsie im Hinblick auf Schwangerschaft und Stillen hatten (AED = Antiepileptika). Fast jede fünfte Frau hatte – ohne Rücksprache mit dem Arzt – die Medikamente reduziert oder abgesetzt.

Diagramm: Ängste schwangerer Frauen mit Epilepsie

Literatur (Auswahl):

Elsharkawy AE, Thorbecke R, Ebner A, May TW. (2012) Determinants of quality of life in patients with refractory focal epilepsy who were not eligible for surgery or who rejected surgery. Epilepsy Behav 24:249-255.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22534356

May TW, Pfafflin M, Coban I, Schmitz B. (2009) Fears, knowledge, and need of counseling for women with epilepsy. Results of an outpatient study. Nervenarzt 80:174-183.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19194686

May TW, Pfafflin M, Cramer JA. (2001) Psychometric Properties of the German Translation of the QOLIE-31. Epilepsy Behav 2:106-114.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12609192


Untersuchung psychiatrischer Aspekte von Epilepsien

Es ist bekannt, das Patienten mit Epilepsien häufiger als die Normalbevölkerung unter psychischen Störungen wie Depressionen oder Angsterkrankungen leiden. Eine große Studie zur Erfassung psychischer Störungen bei stationär im Krankenhaus Mara behandelten Epilepsiepatienten wurde durch den Promotionsstipdendiaten der GfE Dipl.-Psych. Dominik Illies maßgeblich unterstützt.

Eine andere Studie bei Patienten mit fokalen therapierefraktären Epilepsien zeigte, dass ca. 20% dieser Patienten Angststörungen aufwiesen.

In einer aktuellen Studie untersuchen wir die psychometrischen Eigenschaften des NDDI-E, ein Screening-Fragebogens zur Erfassung von Depressionen, der speziell für Menschen mit Epilepsie entwickelt worden ist.

Auch in Zukunft soll die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Epilepsien und psychischen Störungen weiter vertieft werden. Ziel dieser Forschung ist es, psychische Störungen bei Epilepsiepatienten möglichst frühzeitig zu erkennen, um die Betroffenen umfassend zu beraten und zu behandeln.

Literatur (Auswahl):

Brandt C, Schoendienst M, Trentowska M, May TW, Pohlmann-Eden B, Tuschen-Caffier B, et al. (2010) Prevalence of anxiety disorders in patients with refractory focal epilepsy-a prospective clinic based survey. Epilepsy Behav 17:259-263.
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20075009


Neuropsychologische Forschung

Patienten mit Epilepsien weisen nicht selten Beeinträchtigungen bei gedächtnisspezifischen, kognitiven und affektiven Funktionen auf. Ferner kann es nach epilepsiechirurgischen Eingriffen  zu Veränderungen z.B. der Gedächtnisleistung kommen. Daher gehören diese Bereiche zu den zentralen, klinisch relevanten Forschungsfeldern.

Ein Fokus der neuropsychologischen Epilepsieforschung besteht darin, das Risiko kognitiver Verschlechterungen nach Operationen möglichst genau vorherzusagen1. Dies ist daher ein zentrales Ziel unserer neuropsychologischen Forschung.

In den letzten Jahren wurden zudem zahlreiche Abschlussarbeiten u. a. im Rahmen neuropsychologischer Studien bei Patienten mit Epilepsien betreut. Darin wurden beispielsweise Benennstörungen, Entscheidungsprozesse oder Emotionsverarbeitung untersucht.2

Literatur:

Jokeit H, Ebner A. Long term effects of refractory temporal lobe epilepsy on cognitive abilities: a cross sectional study. J Neurol Neurosurg Psychiatry. 1999; 67(1):44-50.

Jokeit H, Daamen M, Zang H, Janszky J, Ebner A. Seizures accelerate forgettingi n patients with left-sided temporal lobe epilepsy. Neurology. 2001; 57(1):125-6.

1 = Labudda K & Woermann FG. Kognitive Störungen bei Patienten mit Epilepsie. In HJ Markowitsch & P Calabrese (Eds.), Kognitive Störungen in Neurologie und Psychiatrie, im Druck. Bad Honnef: Hippocampus Verlag.

2 = Download: Universitäre Abschlussarbeiten

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